„Liebe auf den ersten Blick“
Redensart

Wenn die Teilnehmer meiner Schreibseminare sich entscheiden, was sie schreiben möchten und eine Hauptfigur entwickeln, sind sie Feuer und Flamme.

Die Ideen sprudeln, die Hände fliegen nur so übers Papier.

Wenn es dann heißt: „Jetzt beginnen wir, unsere Geschichte aufzuschreiben.“, höre ich oft einige Stoßseufzer, sehe die Hobby-Autoren in sich zusammensacken.

In ihren Augen stehen große Fragezeichen.

Wo und wie soll ich anfangen?

Es ist zu Recht eine große Hürde, denn der erste Satz sollte den Leser packen und für ihn eben „Liebe auf den ersten Blick“ sein.

Neugier wecken

Der Beginn einer Geschichte ist das Versprechen, dass sich das Lesen lohnt.

Ein Beispiel:

„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ (Franz Kafka, Der Prozess“)

Und schon hat man tausend Fragen im Kopf, die man beantwortet haben möchte.

Wer ist Josef K. und was wirft man ihm vor? Wer hat ihn „verleumdet“ und warum?

Um nur einige Fragen zu nennen.

Als Einstieg eignet sich also zum Beispiel eine brenzlige oder entscheidende Situation im Leben des Protagonisten. Damit ist klar, dass in der Geschichte etwas ganz Außergewöhnliches seinen Lauf nimmt.

Der schmale Grat

Der Anfang muss eine gute Mischung aus Information und Ungewissheit sein.

Bleiben die Dinge zu nebulös, kann man der Geschichte schwer folgen und gibt auf.

Gibt der Beginn zu viele Informationen preis, ist die Spannung dahin.